Digitale Nomaden? Was heisst das genau? Wie lange seid ihr schon unterwegs, was macht ihr den ganzen Tag, wie lange seid ihr noch unterwegs, was arbeitet ihr und; arbeitet ihr überhaupt? Habt ihr noch Geld, wo schlaft ihr, streitet ihr euch nicht ständig, wohin geht es als nächstes und lernt ihr viele Leute kennen? Fragen, die wir immer wieder gestellt bekommen. Nach zwei Monaten ziehen wir Bilanz und erzählen ein bisschen aus dem Nähkästchen.

„Arbeitet ihr auch oder seid ihr nur am Faulenzen“?

Hah, wenn ihr wüsstet! Gerade schreiben wir diese Zeile aus einem Café, unweit von Queenstown – der actionreichsten Stadt Neuseelands. Während andere gerade Bungeejumpen, Speedboat fahren oder 3-Tages Touren wandern, sitzen wir hier und… ARBEITEN. Notabene an einem Ostersamstag. Aber wisst ihr was? Das macht nichts. Wir sind frei, unseren Tag einzuteilen und dieser hat bekanntlich 24 Stunden. Mal arbeiten wir 2-3 Stunden verteilt über den Tag und erkunden dazwischen die Gegend und trinken Abends im Städtchen ein Bier. Mal arbeiten wir bis Mitten in den Nachmittag und verbringen die restlichen Stunden im Auto, um von A nach B zu kommen. Während Manuel 50% angestellt ist und täglich  ca. 4-5 Stunden arbeitet, kann Daniela als Freelancerin ihre Arbeitszeit komplett selber einteilen. So etwas wie Feiertage und Sonntage gibt es bei ihr aber nicht. Manu hingegen könnte gerade 4 Tage frei machen (Ostern), setzt sich aber lieber ein paar Stunden pro Tag an den Computer, um Arbeit nach- oder vorzuholen und kann so mit einem ruhigeren Gewissen die nächste Wanderung antreten – auch wenn diese mal an einem Mittwoch stattfindet. Würden wir nicht arbeiten wollen, hätten wir gekündigt und würden gerade ein paar Monate sorglos um die Welt reisen. Wir lieben unsere Arbeit und wollen einen gesunden Zugang dazu finden. Als digitale Nomaden arbeiten wir meistens wann es uns passt und so lange, wie wir uns konzentrieren können. Es stellt sich heraus, dass wir am besten arbeiten, wenn wir 2-4 Stunden fokussiert dran sind, danach den Computer zuklappen und den Kopf in der Natur durchlüften. Dafür setzen wir uns am Abend nochmals dran, was dazu führt, dass wir die allfällige Mailflut immer gut bewältigen können, den Überblick behalten und so meistens relativ gelassen unseren aktuellen Projekten begegnen. Also: Ja, wir arbeiten!

„Kommt ihr überhaupt dazu, etwas vom Land zu sehen“?

Die Kunst des Reisens und Arbeitens ist es, beides jeweils mit voller Achtsamkeit zu tun. Nicht beim Wandern an die E-Mails zu denken und nicht während dem Arbeiten die 10 Must-Sees von Queenstown auszuchecken. Dies gelingt uns weit besser, als zuhause. Plötzlich erledigen wir die gleiche Arbeit in weniger Stunden und können gleichentags noch 100 Kilometer fahren und 2 Stunden in der Natur verbringen. Das eine gibt uns Kraft für das andere. Erledigte Aufgaben lassen einem befreit die Freizeit geniessen und die frische Luft wiederum ermöglicht es uns, konzentrierter zu arbeiten. Zudem entstehen die kreativsten Ideen während langen Autofahrten oder bei Wanderungen über Stock und Stein. Gerade in der Werbebranche ist es enorm hilfreich, wenn man sich draussen bewegt. Über all finden sich Logos, Plakate und Slogans – was könnte inspirierender sein, wenn es darum geht, die nächste Werbekampagne für zuhause zu kreieren? Also; Ja, wir können das Land in vollen Zügen geniessen und haben überhaupt nicht das Gefühl, dass wir weniger sehen würden, als wenn wir NUR am reisen wären – lediglich benötigen wir dafür etwas mehr Zeit.

„Lernt ihr viele neue Leute kennen“?

Ganz ehrlich? Nein! Wir sind beide erfahrene Reisende und bezeichnen uns als offene Menschen. Trotzdem tun wir uns schwer, neue Bekanntschaften zu schliessen. Dies hat mehrere Gründe: Zum einen haben wir neben Arbeiten und Reisen an sich (und was das ganze „Reisemanagement“ mit sich bringt) zur Zeit kein grosses Bedürfnis, neue Freundschaften zu knüpfen. Wir geniessen die meist oberflächlichen Gespräche in der Campingküche oder den kurzen Schwatz mit Einheimischen im Café, ansonsten nutzen wir die Zeit, um neben dem Arbeiten möglichst viel zu sehen. Zum Anderen kommt man als Paar automatisch weniger in Kontakt mit anderen Leuten. Jeder und jede, die schon einmal als Paar gereist ist, wird diese Situation kennen. Alleinreisende kommen tendenziell nicht auf einem zu und zudem ist man als Paar auch weniger auf Mitreisende angewiesen. Das wussten wir und können die Situation deshalb auch entsprechend einordnen. Wir hoffen aber, dass sich im nächsten Land (nach Australien) – wo wir länger bleiben möchten – mehr Bekanntschaften ergeben, damit wir auch die gemeinsame Paar-Zeit etwas entlasten können. Also; Nein, wir lernen nicht viele Leute kennen – aber das ist momentan OK so.

„Wo geht ihr als nächstes hin“?

Wir reisen ohne spezifisches Ziel (geografisch) und grundsätzlich ohne fixen Zeithorizont. Wir haben aber natürlich gewisse Vorstellungen, Ideen und Wünsche für unsere Zeit als digitale Nomaden. Der einzige Fixpunkt dieses Jahr ist Vancouver Island Mitte August. Da werden wir mit einem befreundeten Paar 10 Tage die Insel erkunden. Alles davor und danach ist unklar – und das ist gut so! Dieses Gefühl ohne Rückflugticket und ohne fixe Termine jeden Morgen aufzustehen, ist unglaublich befreiend.

Wir werden am 23. April unseren Weiterflug nach Sydney antreten (ohne diesen hätten wir in Neuseeland nicht einreisen dürfen) und können uns gut vorstellen, 1-2 Wochen in dieser tollen Stadt zu verbringen. Auch Melbourne und die Great Ocean Road steht auf der Liste der Möglichkeiten. Mehr von Australien wird es wohl nicht werden. Danach – und da sind wir uns sicher – möchten wir 1-2 Monate an einem Ort verbringen, wo wir in Ruhe arbeiten, uns weiterbilden und die Seele baumeln lassen können. In den letzten zwei Monaten sind viele Ideen entstanden und gerne möchten wir die kommende Zeit nutzen, diese zusammen zu tragen, einzuordnen und vielleicht die eine oder andere umzusetzen. Als mögliche Destination steht Asien im Raum. Also: Australien und dann – keine Ahnung!

„Streitet ihr euch häufig“?

Die wohl häufigste Frage an Paare, die gemeinsam für längere Zeit unterwegs sind. Auf sehr engem Raum reisen, 24 Stunden aufeinander hocken und auch noch am gleichen Tisch arbeiten, das muss doch zu unglaublich viel Konfliktpotential führen? Ganz ehrlich, nicht wirklich.

Zwar sind wir physisch fast 24 Stunden miteinander, geistig jedoch sind wir beim arbeiten meist jeder für sich. Wir arbeiten in einer ähnlichen Branche, können uns so unglaublich gut während der Arbeitszeit unterstützen und austauschen. Sei das mit Ideen, kritischen Ansichten oder kreativen Brainstormings für Slogans und Konzepte. Ansonsten arbeiten wir relativ selbstständig nebeneinander, ohne uns gross zu stören. Den Rest des Tages verbringen wir mit Diskussionen wie: müssen wir noch einkaufen? Was kochen wir heute und wo schlafen wir morgen? Kennt man sich gut, ist es relativ einfach auch mal zu entscheiden, ohne den anderen immer einbeziehen zu müssen. Das kann sehr entlastend sein. Ansonsten streitet man sich wohl nicht häufiger als zuhause, muss sich aber bewusster Freiräume einplanen. Mal geht Manu biken, ein anderes Mal geht Daniela zum Yoga – alleine versteht sich. Vermutlich, oder ziemlich sicher, haben wir wegen der Konstellation „Arbeiten und Reisen“ weniger Konfliktpotential als wenn wir über längere Zeit NUR am reisen wären und ALLES gemeinsam machen würden. Also: Überraschenderweise; nein!

 

Wir hoffen euch mit diesem Blogpost einen Einblick in unser Leben als digitale Nomaden geben zu können und planen übrigens auch ein Q&A als Video – stellt also unbedingt eure Fragen und wir beantworten diese schon bald!