Seit 4 Monaten sind wir nun als digitale Nomaden unterwegs und fühlen uns so, als hätten wir nie etwas anderes gemacht. Das kommt vielleicht daher, dass wir seit Jahren nichts anderes machen! Aber dazu gleich mehr.

Für viele Menschen (auch Personen in unserem Umfeld) ist es schwierig sich vorzustellen, wie wir unseren Alltag als digitale Nomaden gestalten. Oft wird unser Projekt auch als eine Reise oder Urlaub missverstanden, bei der wir ab und zu mal noch eine E-Mail beantworten. Wir versuchen deshalb, euch über Social Media teilhaben zu lassen und euch auch in für Aussenstehende eher langweiligen Momenten – während der Arbeit – mitzunehmen. Wir lieben unser derzeitiges Leben, könnten uns gerade keine bessere Art zu Arbeiten vorstellen und sind sehr froh, dass wir uns seit 1-2 Jahren intensiv mit dem Thema beschäftigt haben – denn so konnten wir unsere Erwartungen und Vorstellungen entsprechend ausrichten.

Was viele nicht wissen: Das Leben als digitaler Nomade ist gar nicht so viel anders als das Leben zuhause. „Was!?“ werdet ihr jetzt wohl denken, „aber ihr postet doch ständig Bilder vom Meer, von köstlichem Essen, ausgefallener Landschaft und wie ihr in der Hängematte chillt!?“. Klar, unsere Umgebung hat sich verändert, so auch die Temperaturen und die Essensgewohnheiten. Aber viele Stunden des Tages verbringen wir vor dem Bildschirm. Und das ist genau der Punkt: wir arbeiten von unterwegs, denn am Ende des Monats kommt das Geld nicht von nichts!

Das Phänomen ortsunabhängig zu arbeiten ist in den letzten Jahren verstärkt publik geworden durch Pioniere wie Marcus Meurer und Felicia Hargarten, die Gründer der DNX (Digitales Nomaden Festival), Conni Biesalski von Planet Backpack und Live Your Heart Out. Achtet beim nächsten Zeitungsbericht über „Digitale Nomaden“ auf diese Namen; es werden nämlich immer die gleichen Personen zur Quelle beigezogen! In den vielen Facebook-Communites, auf denen wir oft als stille Mitleser aktiv sind, tummeln sich hunderte, wenn nicht tausende von Menschen, die, Zitat „auch gerne digitialer Nomade werden möchten“. Nun, das bringt uns zu zwei Fragen:

  • Kommt das Leben als digitaler Nomade (oder auch ortsunabhängiger Unternehmer/Arbeitnehmer) zu romantisch rüber?

Es scheint, als meinen viele dieser Leute, „digitaler Nomade“ sei ein Beruf und man könne diesen ohne wirkliche Anstrengung am Strand ausführen! Mehrmals täglich erscheint die Frage in den Communities: „Ich arbeite zur Zeit im Büro und habe keine Lust mehr, wie kann ich digitaler Nomade werden?“ oder „könnt ihr mir sagen, welche Jobs ich machen kann, damit ich endlich reisen kann?„.

Wir müssen uns da wohl auch selbst an der Nase nehmen, denn auch wir posten diese schönen Bilder mit dem Laptop auf dem Schoss, in der Hängematte liegend – stressfrei, erholt und sorglos. Wir plädieren aber auch für etwas mehr Realität in der digitalen Arbeitswelt! Auch unsere Tage sind manchmal lang, auch wir sehen andere Touristen, die gerade ihre Ferien geniessen, während wir uns schwitzend um Homepage-Designs kümmern. Auch wir haben schlaflose Nächte, weil am Abend zuvor etwas nicht so geklappt hat, wie wir uns das vorgestellt haben. Auch wir müssen performen!

Am Ende des Monats erhalten wir nur so viel Geld, wie wir auch erarbeitet haben! Manuel ist in einer Festanstellung und bekommt am Ende des Monats 50% seines Lohns. Da gibt es Tage und Wochen, da arbeitet er mehr und bekommt dennoch nur 50% Lohn. Aber das ist mitunter einer der Merkmale von digitalen Nomaden: Flexibilität ist gefragt! Denn es werden auch Tage und Wochen kommen, wo er weniger Stunden arbeiten muss.

Daniela hingegen arbeitet als Freelancerin: Geld gibt es nur dann, wenn auch Kunden und Aufträge vorhanden sind. Diese Projekte muss man sich suchen oder werden im besten Fall über das eigene Netzwerk vermittelt. Danach heisst es viel Vorbereitung, Recherche, Gespräche. Geld gibt es meistens erst bei Projektabschluss. Zudem verbringt sie viel Zeit damit, sich in Themen einzulesen, sich weiterzubilden oder für Kunden zu sehr günstigen Konditionen Know-How in Gebieten zu sammeln, wo noch zu wenig Erfahrung vorhanden ist – schlussendlich kostet das mehr, als es einbringt.

  • Ist das Interesse, ortsunabhängig zu arbeiten, wirklich so gross oder haben die Menschen einfach keine Lust mehr auf ihre Jobs?

Die Beweggründe, weshalb sich Leute für das Leben als digitale Nomaden interessieren, sind oft ähnliche: Man möchte weg von nine-to-five, man hat gefühlt zu wenig Freizeit, die Kreativität kommt zu kurz, man ist gelangweilt, gestresst und möchte noch ein bisschen Reisen, bevor die Familienplanung ansteht (es gibt übrigens auch Familien, die ortsunabhängig arbeiten und Kinder vor Ort unterrichten). Das sind unserer Meinung nach keine falschen Gründe, nur sollten die Vorstellungen vom Leben als digitale Nomaden realistisch bleiben. Denn die meisten dieser genannten Punkte erlebt ihr auch unterwegs. Wir haben durchaus unkreative Phasen, teilweise keine Lust zum Arbeiten oder fühlen uns gestresst, weil wir doch noch dieses eine Mail rausschicken müssen, aber das Internet in diesem verschlafenen Nest gerade nicht so will wie wir.

Wenn es nun aber so ist, dass Menschen sich für diesen Lebensstil interessieren, weil sie finden, dass sie ihrem Arbeitgeber oder ihren eigenen Projekten mehr Schwung, Kreativität, Leichtigkeit und Erfolg verleihen können, in dem sie während dem Arbeiten aufs Meer schauen oder den Nachmittag, nach einem erfolgreichen Vormittag im Coworking Space in der Natur verbringen, dann ist das TOLL und der richtige Ansatz.

Wir beobachten das Phänom dieser digitalen Ortsunabhängigkeit seit einiger Zeit und finden es spannend zu sehen, was gerade abgeht und wie sich die Arbeitswelt wandelt. Zudem findet sich unglaubliches Potential in dieser neuen Art zu arbeiten – für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Wir glauben nämlich…,

  • …dass mit dieser Arbeitsform Ausfälle (krankheitsbedingt und unbezahlte Urlaube) reduziert werden und damit viel Geld gespart werden kann.
  • …dass innovativere und kreativere Produkte entstehen und diese schneller und effizienter wachsen, als wenn immer am gleichen Ort daran gearbeitet wird. Physische Ortswechsel sind der närhboden für Kreativität.
  • …dass Menschen toleranter und ausgeglichener wären, wenn sie ein Teil ihrere Arbeit ortsunabhängig ausüben würden. Mit ihren Mitarbeitenden, aber auch mit ihrem Umfeld.
  • …dass sich Arbeitnehmer so wieder vermehrt an Firmen binden und diesen länger erhalten bleiben. Der unternehmerische Geist wächst, wenn mehr Freiheit mit der richtigen Unterstützung gewährt wird.
  • …dass die Welt eine bessere wäre, wenn sie mehr Synergien zulassen würde, anstatt sich jeder nur auf seine eigene Suppen konzentriert.

Wenn auch ihr euch überlegt, euren Job mitzunehmen, loszuziehen, eigene Projekte auf die Beine zu stellen, dann meldet euch bei uns. Wir freuen uns über jeden Austausch und nehmen uns gerne die Zeit, euch ein paar wertvolle Tipps mit auf den Weg zu geben. Bis dahin: Gutes Arbeiten, wherever this may be!

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