*Angaben zur Person von der RHYLOCATE Redaktion geändert.

Yui ist 25 Jahre alt und lebt in Kyoto. Aufgewachsen ist sie ca. 30 Minuten von Kyoto entfernt in einem kleinen Dorf und hat einen 3 Jahre jüngeren Bruder, der in der Collegemannschaft Baseball spielt – der beliebtesten Sportart in Japan. Sie lebt seit knapp zwei Jahren alleine: Unabhängig wollte sie sein und auf eigenen Beinen stehen. Yui hat einen Freund, keine Kinder und arbeitet in einer grossen Firma im Marketing.

Morgens steht sie um 7.30 Uhr auf und frühstückt nach einer heissen Dusche. Es gibt Reis, Lachs und Ei. Dazu einen selbst angerührten Grüntee. Zu Fuss macht sie sich auf zur Arbeit – der Weg dahin dauert nicht länger als 10 Minuten. Pendeln tut man in Japan höchstens 30-45 Minuten pro Weg. Alles andere ist eher ungewöhnlich. So kommt es auch, dass man meistens in der Stadt wohnt, wo sich auch der Arbeitgeber befindet.

Die letzten paar Meter zur Arbeit muss sie meistens rennen, da ihre Arbeitszeit um 8.35 Uhr beginnt. Stempelt sie um 8.36 Uhr ein, erhält sie eine Bemerkung „zu spät zur Arbeit erschienen“. Während der kurzen Pause plaudert sie mit ihren Arbeitskollegen. Über das vergangene Wochenende, aber keines Falls über Politik oder Religion. Das gehört sich in Japan nicht. Probierst du es trotzdem, wird dein Gegenüber schnell verstummen und sich von dir abwenden.

Zum Mittagessen trifft man sich im Gemeinschaftsraum mit dem von zuhause mitgebrachten Essen. Auswärts essen geht man mittags nicht, da dies sonst zu teuer wird. Zurück an der Arbeit erfährt sie, dass der Däne im Team vier Wochen Ferien beantragt hat, um Familie und Freunde in der Heimat zu besuchen. Die Teamkollegen sind empört und können nicht verstehen, wie er sich diese Anfrage beim Chef auch nur trauen konnte. Ferien gibt es grundsätzlich ca. 4-5 Wochen pro Jahr – dies an festgelegten Daten mit allen anderen Japanern zusammen. Die Hotel- und Flugpreise sind dementsprechend hoch um diese Zeit. Meistens geht man in die Berge, Freizeitparks oder ans Meer. Ins Ausland reist man hingegen nur sehr selten.

Um 17.20 Uhr ist Schluss. Arbeitet man länger, muss dies vom Supervisor gegengezeichnet werden, denn seit dem letzen Selbstmordfall einer jungen Mitarbeiterin, die dem Druck nicht standhalten konnte, wurden Überstunden grundsätzlich untersagt.

Abends trifft man sich mit Freunden zu einem Bier, Sake und frittierten japanischen Snacks. Auch zum Abendessen geht man öfters weg, denn gekocht wird nur selten. Am liebsten mögen sie Ramen (Nudelsuppe), Fleisch (in allen Formen), Reisgerichte, Meeresfrüchte, Sushi und alle Arten von „yaki“-(gegrillt) Gerichten.

Freitags trifft man sich öfters auch in einer Karaoke-Bar oder Karaoke-Box. Zweiteres wird extra reserviert und zu viert oder auch alleine zwängt man sich in das nach Rauch stinkende Kabinchen und wählt japanische, englische oder chinesische Lieder, die man dann lauthals nachträllert. Die Texte werden einem dafür im Bildschirm angezeigt. Dazu gibts Eisbecher, Pommes und was sonst das Feierabendherz begehrt.

Grundsätzlich ist Yui zufrieden mit ihrem Leben – nur etwas flexiblere Arbeitszeiten wünscht sie sich.

 

—————————————————

Was dich auch noch interessieren könnte:

► Japan Video Teil 1

► Unser Tokio-Guide